Thursday, September 18, 2014

Ein Germanican in den USA - lernen Sie mich etwas näher kennen


Herzlichen Dank für Ihren Besuch auf meinem Blog "Gebrauchsanweisung USA - wie werde ich ein Germanican".


Als meine Familie und ich vor mehr als 10 Jahren den Entschluss gefasst haben, in die USA auszuwandern, ging es uns wie so vielen Leuten heute, die vor diesem Schritt stehen.


Was kommt auf mich zu? 


Wie muss ich mich verhalten?


Werden meine Kids sich wohlfühlen?


Und abertausende Fragen mit unzähligen schlaflosen Nächten mehr. 


Mit meinem Blog möchte ich auf amüsante aber auch informative Weise erzählen, was uns so passiert ist und damit auch Hilfestellung für alle Neuankömmlinge geben.


Über Ihre Kommentare freue ich mich sehr.


Ihre


Nele Morhaus

Abschied und die Sache mit dem Herdentrieb

Nachdem wir ein letztes Mal die Familie zum Grillinger eingeladen haben,  wurde es ernst.  Der Abschied stand an, viele Tränen flossen, man sieht sich bald, wir kommen Euch besuchen, alles wird gut. Viel Spass!

Als meine zwei Jungs mit ihren roten Kofferrollis ein letztes Mal über die Schulter schauten und Oma zuwinkten, bevor es durch die Security am Frankfurter Flughafen ging,  wurde es uns erst richtig klar: Das ist es jetzt, es gibt kein Zurück mehr.  Der Container mit unserem sämtlichen Hab und Gut war bereits auf dem Weg nach Hamburg zum Frachthafen, die wichtigsten Dokumente hatten wir bei uns und unsere beiden Hunde, liebevoll auch Schnauzen genannt, waren auf dem Weg über die Laufbänder zum Flieger.

Knapp 9 Stunden dauerte der Flug in unsere neue Heimat- Michigan.  Wie so oft wurde, trotz Sitzplatzreservierung, unsere Familie getrennt gesetzt. Unser Papa konnte nicht in der Viererreihe neben uns sitzen. Freundlich fragten wir unseren Landsmann, der auf dem vierten Sitz sass, ob er bereit wäre, mit ihm zu tauschen.  " Nein, auf keinen Fall, schliesslich habe ich diesen Platz reserviert!". Nun gut, "typisch deutsch" mag da so einer denken. Es dauerte nicht lange, und unser Jüngster zeigte sein vollstes Temperament, rütteln, wir nennen es mal laut reden, aufstehen, rumturnen. Ein Spass. Und mit einem Mal stand der Landsmann entnervt auf mit den Worten: " Soll sich der Vater mit so etwas rumschlagen, ich bin weg hier!".  Ich konnte nicht stolzer auf meinen Sohnemann sein. Brav!

Auch dieser lange Flug war endlich überstanden und ab ging es im Laufschritt Richtung Passkontrolle.  Aber was war das: Brüllende Beamte, die mit einer Autorität die ankommenden Reisenden in die richtigen Schranken - pardon - "Lines" treiben. "Fehlt nur noch der Stock vom Bauern, ist ja wie beim Almabtrieb hier", murmelte mein Mann vor sich hin.  Ich wäre in dem Moment am liebsten wieder in den Flieger gestiegen... Wie war das nochmal? Welcome to the USA? Hmm.

Ein auf Distanziertheit getrimmter Beamter hat dann unsere Visa gecheckt, Stempel verteilt, dann durften wir los, unsere Schnauzen holen, ach ja, und das Gepäck.  Eine Tür bei der Sonderfrachtabteilung ging auf und ein quietschendes Etwas war inmitten aus herausquellender Kissenfüllung als unser Dackelmix zu erkennen.  Der arme Kerl hatte bei dem langen Flug etwas Ablenkung gebraucht.  Die vor Abflug eingenommenen Rescue Tropfen haben leider nicht lange gehalten.  Ruhig war es in der größeren Hundebox.  Unser Schäferhundmix zeigte sich gleich als cooler Weltenbummler.  Und da war er endlich, der nette Amerikaner!  Ein Herr von der Zollabteilung hat sich unser erbarmt und uns erlaubt, die Hunde aus den Boxen zu lassen, obwohl es keine Blindenhunde sind. Er hätte auch zwei Hunde und er weiss, wie das ist. Ach wie schön, die sind ja so nett hier!

Als endlich alle Formalitäten erledigt waren und wir mit 4 Wägen, 2 Hunden und 2 Kids vollbeladen durch den Ausgang schritten: Ein Hallo! Unsere lieben langjährigen Freunde sind extra von Chicago nach Detroit geflogen, um uns willkommen zu heissen.  Und wieder wurde geheult, diesmal waren es Freudentränen.

Die vorbestellte "Executive Limo" , ein kleiner Bus mit 8 Sitzen, war zum Zerbersten voll.  Aber wir waren da, und unser Abenteuer USA konnte beginnen.

Anmerkung: Nach 10 Jahren sind wir natürlich zig mal durch die Amerikanische Einreise gekommen und haben verschiedene nette und weniger nette Beamte kennengelernt.  Oft wurde gar nichts gesagt oder man wurde mit distanzierter Höflichkeit aufgefordert, irgendwelche Fragen zu beantworten.  Mein Lieblingsbeamter in Charlotte hiess Mr. Field! Er kam aus der gleichen Stadt, in der wir damals wohnten und freute sich jedesmal, uns zu sehen. " Ah, The Morhaus Family is back from their trip!" Aber was mir immer in Erinnerung bleibt, war meine Einreise im Winter 2010, als der Beamte mir meine Unterlagen reichte und sagte: Welcome home!

Monday, September 15, 2014

Der erste Schultag

Wer mit Kindern in die USA zieht, muss durch dass wirre Anmeldechaos bei den Schulen durch. Geburtsurkunde, mehrere Dokumente als "Proof of residence" (Wohnsitz im Schuldistrikt) wie z. B. Mietvertrag, Kontoauszug, Gas-/Wasser-/ oder Stromrechnung sowie der Reisepass der Eltern und des Kindes sind ein Muss an jeder Schule. Meistens gibt es bestimmte Tage, an denen man sich anmelden kann und auch die Schule besuchen darf. Auf alle Fälle zur Schule gehen und fragen, wann man sich anmelden darf und welche Unterlagen benötigt werden.

Wir sind im Juli ausgewandert, am Tag nach Labor Day, das ist immer der erste Montag im September, ging die Schule los. Wir haben uns mit dem Hauskauf sehr beeilt, damit wir unseren Grossen an der Schule anmelden konnten. Dank Recherchen wussten wir, dass es wichtig ist, in einem guten Schuldistrikt zu wohnen. Das hilft einem auch bei der Auswahl an Wohnorten. Man möchte auf keinen Fall in einem schlechten Distrikt wohnen und sein Kind auf diese Schulen schicken. Da bleibt nur Privatschule und die kostet eine ganze Menge. 
Zum Glück haben wir recht schnell unser zukünftiges Zuhause gefunden und konnten mit dem sogenannten Kaufabkommen (nachdem Käufer und Verkäufer sich auf einen Preis und die Konditionen geeinigt haben, wird solch ein Vertrag unterschrieben. Der Verkauf selber findet ca. 6 Wochen danach statt) und unseren wohlsortierten Unterlagen Sohnemann anmelden.

Ganz deutsche Mama mit etwas verängstigtem Kind, habe ich ihm natürlich versprochen, dass ich ihn zur Schule fahre und ins Klassenzimmer bringe. 

Komisch, als wir ankamen, waren alle Gänge leer, Stimmengewirr aus der Kantine waren zu hören, Klassenzimmer waren auch leer. Naja, warten wir halt vor dem Klassenzimmer, bis der erste auftaucht...
Tja, so ist das mit den anderen Ländern, anderen Sitten. Manchmal muss man es auf die harte Tour lernen. Die Lehrerin sah uns und teilte uns mit, dass niemand!!! vor dem Klingeln in den Gängen sein darf, geschweige denn am Klassenzimmer. In der Lobby gibt es Wartemöglichkeit, wer mit dem Bus fährt, landet in der Kantine oder im Gym, je nach Schule und sitzt in Reih und Glied bis die Glocke ertönt.
Mit eingesenktem Kopf sind wir dann also in den offiziellen Wartebereich getrottet. Da war ich dann auch nach Schulschluss, man lernt ja schnell.
Nach ein paar Tagen wollte mein Sohn lieber den coolen gelben Schulbus, der nur ein paar Meter von unserem Haus hält und in dem auch seine neuen Freunde mitfahren, dem Mama - Taxi vorziehen. Verständlich...

Das gute am amerikanischen Schulsystem ist, dass die Kinder, auch wenn sie der Sprache noch nicht so mächtig sind, in ihrer Klassenstufe landen. Speziell ausgebildete ESL (English as a second language) Lehrer kümmern sich täglich um die Kids, bis sie Klassenlevel erreicht haben. 
Das Gleiche passiert mit Kindern, die Probleme haben, allgemein oder in bestimmten Fächern mitzuhalten. Das ist wirklich eine tolle Sache.

Die Eltern spielen eine grosse Rolle in der Schule. Bis mindestens Ende der Middle School, High School eher weniger. Ja, denn man leistet Volontär Arbeit indem man z. B. dem Lehrer bei Projekten hilft, bei Klassenausflüge als Aufsichtsperson dabei ist, bei Schulfesten tatkräftig mit anpackt, backt, kocht oder mit den Kindern lesen und rechnen übt. 

Möchte man sein Kind besuchen, muss man sich im Sekretariat, dem "Office", einschreiben und bei Verlassen auch wieder ausschreiben. Das kann sogar ganz Hightech sein mit Bild und gedrucktem Namensschild inkl. Zielort der besuchenden Person. Das alles wird zur Sicherheit der Kinder sehr ernst genommen. 

Der ganze Schulbetrieb ist sehr organisiert - wie so vieles in den USA -, es gibt viele Regeln und es geht ganz schnell, dass man beim Direktor landet und die Eltern einen Anruf von ihm bekommen, weil man gerannt ist oder den Schulkameraden einen Idiot genannt hat... Das alles ist streng verboten, das sogenannte "Bullying" - tyrannisieren oder schikanieren von Mitschülern, wird sehr hart bestraft. 
Jede Klassenstufe hat ihr eigenes Mittagessen und Spielzeit draussen. Nicht wie in Deutschland, wo es eine allgemeine grosse Pause gibt und alle Schüler sich rumtummeln. 
Es gibt das "Homeroom", welches als Klassenzimmer dient. Wenn Klassenzimmer gewechselt werden, laufen die Kinder in Zweierreihen mit der Lehrerin als Zugpferd von Punkt A nach B, das Gleiche während des Mittagessens und nach Schulschluss. Das gilt besonders für die Grundschule, auf Middle und High School komme ich in einem anderen Artikel zu sprechen.

Der Schultag ist lang, Mittag wird in der Schule gegessen und nach Schulschluss stehen auch noch Hausaufgaben an. Das kombiniert mit Sport, wie Fussballclub etc. kann schnell in Stress ausarten. Es bedarf einer gewissen Anlaufzeit, bis man sich an das hektische Schulleben gewöhnt hat. 

Sunday, September 14, 2014

Rund um's Einkaufen bzw. die Sache mit dem Sale, Clearance, Buy one get one, Rabattkarten ....

Shoppen in den USA! Es gibt doch nichts besseres, oder? Doch kann das Angebot einen wirklich überwältigen. Sale hier, BOGO (buy one get one for free), Clearance, additional 40% off, "Do you have a Kroger's card?".

Als ich das erste Mal in einem ganz normalen Supermarkt stand und meinen alltäglichen Einkauf machen wollte, war ich ganze 2 Stunden in dem Laden unterwegs. Erstmal diese Menge an Dingen! Diese Auswahl! Ein ganzer 20 Meter langer Gang mit nur Cerealien (ich mag dieses Wort überhaupt nicht...), eine Obst- und Gemüseabteilung mit singender "I'm dancing in the rain" Nieselanlage, organic (Bioprodukte), local... Wow! 

Fangen wir also erst einmal mit Supermärkten an, viele bieten Sonderangebote für Kartenmitglieder an. Dafür meldet man sich beim "Guest Service" mit seiner Adresse an und bekommt eine Karte für den Schlüsselbund. Meistens reicht aber auch die Telefonnummer., die man bei der Anmeldung angegeben hat aus, die speziellen Angebote zu erhalten. Man gibt diese an der Kasse einfach an.

Sonderangebote gibt es en masse, am besten am Eingang den Prospekt kurz studieren. 

Ganz normal ist es z. B. an der Deli, der Wurst-/Käsetheke, dass man vorher erstmal probieren darf. Hier geht alles nach Pfund, also ein halbes Pfund Schinken hier, ein dreiviertel Pfund Käse da. 
Es ist immer wieder bemerkenswert, wie freundlich die amerikanischen Verkäufer sind. Und auch wie höflich andere Kunden sind, da gibt es keine Ellenbogenstosserei, nein, an der Wurst- und Fleischtheke wird brav eine Nummer gezogen und jeder wartet geduldig, bis er dran ist. Kein Geschrei von hinten: Ich war dran!

Auch als Service gilt, dass an der Kasse die Einkäufe eingepackt werden. Als Deutsche ist das für uns erstmal ein Wow-Faktor, aber wenn man bedenkt, wieviele Tüten da verwendet werden, vergeht es einem. Ja, natürlich wird man gefragt, ob man Plastik oder Papiertüten möchte, aber trotzdem. Schnell hat sich ein Haufen daheim angesammelt, von dem man dachte, kann ich gut gebrauchen, und was passiert? Er endet im "hoffentlich" Recycling Container. Ich bringe immer meine eigenen Körbe mit, ganz deutsch. Und man sieht immer mehr Amerikaner damit, denn "reuse your bags" ist cool! Auch diese Körbe werden gepackt und in den Einkaufswagen gestellt. Ein weiterer Service: Ihr Auto wird gepackt, wenn Sie das wünschen! Toll, besonders für die älteren Mitbürger.

Apropos ältere Mitbürger  ich bin am Anfang, Energie geladen wie immer, um die Ecke geschossen und prompt mit einem elektrischen Einkaufswagen mit integriertem Sitz kollidiert! Huch, was war das denn? Die Dame war gar nicht von der Abteilung nette Amerikaner, hat mich böse verflucht, zum Glück kannte ich die ganzen Ausdrücke damals noch nicht. Mein leise hervorgepresstes " So sorry, Ma'am" hat sie gar nicht gehört. Naja, wieder was gelernt, man passe sich dem ruhigen Einkaufstrott am besten an und wow, die Amis haben elektrische Einkaufswägen für Gehbehinderte, Hut ab!...
Ausserdem bieten viele Märkte "Senior Citizen Discount Days" an. Z.B. 20% Ermäßigung jeden Dienstag für Leute über 60. Am besten bei dem jeweiligen Supermarkt erkundigen, was es für "Specials" gibt und wann die stattfinden.

Wer Aldi liebt, wird auch in vielen Staaten hier fündig werden. Aldi Sued hat hier seine Läden geöffnet. Dort herrscht dann auch das für die Amerikaner sehr verwirrende Pfandsystem für den Einkaufswagen. Bei jeder Aldi Neueröffnung wird den Kunden eine Woche lang beigebracht, wie man mit einem "Quarter" den Einkaufswagen erhält und ihn dann aber auch - oh Schreck - zurückbringen muss. Bei Aldi gibt es nicht sehr viele deutsche Sachen, ausser wenn deutsche Wochen sind. Im normalen Sortiment findet man aber deutsche Schokolade, Kekse, Spätzle und sicher einiges mehr. 
Trader Joe's

Ich möchte keine Werbung machen für gewisse Läden, aber wer einen Trader Joe's in der Nähe hat, sollte auf alle Fälle einmal hingehen und dem kleinen Bruder von Aldi einen Besuch abstatten. Eigentlich in Kalifornien gegründet, wurde Trader Joe's vor einiger Zeit von Aldi Sued aufgekauft. Nur noch eine Frage der Zeit, dass dieses Konzept auch in Deutschland Einzug hält. Eine ganz tolle Atmosphäre, kleine Taefelchen an den Produkten erklären, woher sie kommen, oder was man mit ihnen machen kann, lustige Mitarbeiter. Dort gibt es auch einige deutsche Produkte. Alles aus Fair Trade und sehr viel Bio. Die Wein- und Bierauswahl ist auch sehr nett und die Preise nicht überteuert.

Deutsche Produkte wie Maggi Fix, Lebkuchen, Curryketchup, Gewürze, Hering etc. findet man bei World Market, frische Wurst in Polish Markets, je nach Region einfach mal im Internet recherchieren, um des deutschen Lieblingsvesper zu finden. Wer nach Michigan, Charlotte Ecke oder nach Illinois zieht, kann mir gerne eine Email schreiben, ich schicke dann Adressen.

Die Sonntagszeitung ist voll mit Coupons und Werbeprospekten. Die Amerikaner lieben ihr Coupons und es gibt sogar Kurse, wie man am besten mit Coupons spart! 




In der Mall sieht man an jedem Geschäft mindesten ein Sale Zeichen. Oft gibt es Angebote wie: Kaufe eine Jeans, bekomme die nächste mit 50% Rabatt.
Da also immer schauen, Sie werden sehen, man fühlt sich schlecht, wenn man ein Produkt kauft, das nicht im Angebot ist. 
Alles im Angebot und reduziert findet man in Läden wie Marshall's, TJMaxx oder Ross. Dort bin ich sogar schon Tchibo Töpfen begegnet. Auf alle Fälle ausprobieren. Die Klamotten sind etwas wirr, aber man kann tolle Designer Stücke zu wirklich wenig Geld erhaschen.

Clearance findet man in jedem Geschäft. Das sind Sachen, die sogar bis zu 90% reduziert sein können. Es ist der Ausverkauf eines jeden Ladens und meistens ganz hinten zu finden. 

Also, los geht's, shop 'til you drop, das ist hier die Devise!




Saturday, September 13, 2014

Im Schlaraffenland der praktischen Dinge

Die Amerikaner lieben es praktisch - alles muss "convenient" sein. Es soll Zeit und Arbeit sparen und ich muss sagen, nach diesen Jahren hier, habe ich mich doch sehr an das eine oder andere gewöhnt.


Drive Thru Cowboy Style


Fangen wir mit den ganzen Drive Thru Einrichtungen an, ja so schreibt man das hier und es wird auch nicht "Drive - In" genannt, wie es oft verkehrt in Deutschland benutzt wird. Fast Food Ketten kennen wir alle, das ist nichts Neues für uns, wird auch in Europa angeboten.

Aber kennen Sie einen Drive Thru bei der Reinigung, um Göttergatten's Hemden abzuholen? Reinigungen gibt es hier wie Sand am Meer. Schon für $2 wird ein Hemd gewaschen und gebügelt, kaum eine Amerikanische Hausfrau bügelt heute noch Hemden oder Blusen. Die werden einfach vor der Arbeit abgeben und 2 Tage später abgeholt. Ich bin da wohl die grosse Ausnahme...
Vorher geht "Frau" noch in die Schlange des Drive Thru's ihrer Lieblingskaffeekette und holt sich einen " Skim, sugar free Chai Latte" oder ein anderes ewig langes Getränk. Ach herrje, kein Geld mehr, dann ab zur nächsten Bank und zum Geldautomaten, der natürlich, wie kann es anders sein, auch als Drive Thru angeboten wird. Sind wir schon mal bei der Bank, Scheckeinreichungen werden auch im Drive Thru gemacht. Das Ganze geht dann cool per Rohrpost, die immer meine Kids fasziniert hat, an den Bankangestellten, der hinter der Glasscheibe sitzt. Nach Bearbeitung kommt - schwuppdiwupp - die Rohrpost mit Bankkarte und Quittung zurück und manchmal auch mit eine Lolli für die Kids. Und das ohne Aussteigen, ach, how convenient!
Beispiel einer Drive In Kirche

Manche Kirchen bieten Drive In Gottesdienste an, diesmal "in", denn man bleibt ja eine Weile. Dies wird besonders gerne von gehbehinderten und älteren Mitmenschen genutzt.

Die Drive Thru Wedding Chapels, in denen man sich in Las Vegas auf die schnelle Art das Ja- Wort geben kann, kennen sicherlich auch schon die meisten.

Besonders "convenient" ist das Tanken. Wirklich toll finde ich, dass man direkt an der Zapfsäule bezahlen kann. Ja, natürlich geht das nur mit Kredit- oder Debit- (EC) Karte, ohne diese kommt man hier sowieso nicht weit. Ist besonders angenehm nachts, da man nicht das Auto stehen lassen muss, um im Laden seine Rechnung zu begleichen.

Mein Favorit sind "Zip - Lock" Beutel. Diese gibt es wohl auch schon teilweise zu horrenden Preisen in Deutschland. Diese Beutel sind wunderbar zum marinieren von Fleisch, zum einfrieren, zerhacken von Nüssen, um kleine Snacks zu packen, wenn die Tupperware ausgegangen ist etc. 
Im Lebensmittelladen bekommt man seine ganze Wurst und den Käse in diesen Beuteln, lässt sich prima da drin aufbewahren. Auch viele andere Artikel werden mit diesen wiederschliessbaren Beuteln ausgestattet. 
Und dann die Frischhaltefolie mit Schneidefunktion! Kein Wirrwarr und Kraftaufwand mehr. Einfach die Folie von der Rolle über was auch immer drüber machen und dann mit dem Schiebemesser, sowas kennt man auch von Fotoschneidegeräten,  gerade abschneiden. Genial!
Muellschlucker

Gerade neu in unser Haus eingezogen stand ich etwas verwirrt vor dem schwarzen Loch, das in meinem Spülbecken lungerte. "Insink Erator" stand da. Hmmm. Diejenigen, die in Deutschland keinen Biomüll oder Komposthaufen haben, werden sicherlich immernoch zur alten Methoden des "im Klo runterspülen" zurückgreifen. Dies ist mit diesem Müllschlucker nicht nötig. Er "frisst" fast alles organische. Nur Essensreste rein, immer Wasser laufen lassen bei Benutzung, aber Vorsicht: Bloss keinen Staudensellerie. Das ist mir passiert und das ganze Ding ging nicht mehr. Dann per Hand in die eklige Brühe, alles rausfischen, "Reset" Knopf unterhalb des Disposal's drücken und hoffen, dass das Ding wieder geht. Praktisch? Ja, da es nur sehr selten Biomüll gibt und man wegen den Gartenbewohnern selten einen Komposthaufen hat. Über den Umweltaspekt darf man da leider nicht nachdenken.

Fuer den Ordnungsguru gibt es ganze Läden hier mit Boxen in verschiedensten Größen, Farben und Aufmachungen je nach Art von Gebrauch. "The Container Store" ist wohl die bekannteste Kette dafür. Für Halloween gibt es orange - schwarze Kisten zur Aufbewahrung, an Weihnachten grün - rot, damit man im Keller auch gleich sieht, was wo drinnen ist. 

Missen möchte ich meinen begehbaren Kleiderschrank nie mehr! Dies ist ganz normal im Elternschlafzimmer, manche Häuser haben auch mehrere davon, je nach Ausstattung des Hauses. Das Schlafzimmer schaut immer aufgeräumt aus, die Klamotten fliegen ja im begehbaren Schrank rum, da juckt's keinen. Herrlich!

Keine Lust auf Gartenarbeit? Kein Problem! Es gibt Unmengen von Gärtnern, die wöchentlich kommen und den Rasen mähen, Büsche schneiden etc. Das Ganze zu einem wirklich akzeptablen Preis. Immer Umhören, wen die Nachbarn haben und Preise vergleichen. Putzfrauen sind im Gegensatz zu Deutschland sehr teuer, nur mal so am Rande bemerkt.

Sie haben einen Hund oder eine Katze, die nicht den ganzen Tag alleine bleiben kann? Auch hier kein Problem: es gibt professionelle Tiersitter in jedem Ort. Einfach umhören oder googlen.

Die Sache mit dem Briefkasten: Es ist ja sehr selten geworden, aber manchmal muss man dann doch einen Brief schicken. Wo ist der nächste Briefkasten? Direkt an Ihrer Einfahrt! Legen Sie den Brief in ihren eigenen Briefkasten und stellen Sie das rote Fähnchen auf. Der Postbote weiss nun, dass etwas drinnen ist und er nimmt es für Sie mit. How convenient!


Friday, September 12, 2014

Beim Doc

Wir sind sehr froh darüber, dass wir hier eine gute Krankenversicherung haben. Der Umfang der Krankenversicherung ist mitunter auch ein Entscheidungsgrund für oder gegen ein Jobangebot.

Ich erinnere mich mit Schrecken an das erste Mal, als ich mit einem Ausschlag am ganzen Körper einen Arzt aufsuchen musste. Erstmal einen Arzt finden ist da so eine Sache. Was ich hatte: ein kleines Kärtchen von der Versicherung mit Zahlen- Buchstabenkombinationen und Telefonnummen darauf. Ich musste erst einmal herausfinden, was PPO oder HMO bedeutet. Ganz kurz zur Erklärung der wichtigste Unterschied: PPO erlaubt es einem, jeden Arzt im Network der Versicherung aufzusuchen. Sprich bei meinem Fall hätte ich sofort zu einem Allergologen oder Dermatologen gehen können. Da mein Kärtchen aber die netten Buchstaben HMO aufwies, muss man erst zu seinem Hausarzt, der dann ein "Referral" an den Spezialarzt freigibt, wie bei uns die Überweisung. Da ich noch keinen Hausarzt hatte, musste ich also erst einen finden. Dank Internet fand ich heraus, wer mit meiner Versicherung zusammenarbeitet und habe mir eine nett aussehende Familiendoktorin ausgesucht. So, nun Telefon in die Hand und schnell Termin gemacht. 
... Von wegen. Sie sind eine neue Patientin? Da brauche ich erst Ihre Angaben. Nach ca. 10 Minuten und etlichen Fragen später inkl. Social Security Nummer (zum Glück hatte ich die schon) ging es an den Termin. Ja, Frau Dr. Soundso hat nächste Woche Dienstag einen Termin frei. 
Das ist aber viel zu spät. Ich brauche jetzt Hilfe.
Tut mir leid. Möchten Sie mit der Krankenschwester (Nurse) sprechen? Ach nein, das geht ja erst, wenn Sie bei uns waren und alle Formalitäten ausgefüllt haben.
Und da war ich am heulen. Fix und fertig von dem ganzen Umzug, meinen Sohn das erste Mal in der neuen Schule wissend, was mich auch nicht gerade beruhigte, kein Wunder, dass mein Körper mir noch eines obendrauf gibt. Nach 3 Rückrufen, ob nicht doch ein früherer Termin frei ist, kam dann die Antwort: Sie können jederzeit ins Urgent Care!

Urgent Care? Ist das wie Emergency Room? Alle in hellgrün, babyblau oder schweinchenrosa gekleidet? Na also so schlimm ist das ja nun auch nicht... Nein, dort geht man bei Wehwehchen, Blasenentzündungen, Sportverletzungen, also jeglicher Art von Unwohlsein, die sofort behandelt werden muss, hin. Der Beitrag, den man zahlen muss, ist zwar einiges teurer als bei einem normalen Arztbesuch, aber man wird schnellstmöglich behandelt. 

Egal ob Urgent Care oder normaler Arztbesuch, es läuft immer gleich ab. Die nette Dame an der Rezeption fragt nach der Versicherungskarte und übergibt einem ein Brett mit mind. 5 Zetteln zum ausfüllen. Da wird nach allem gefragt. Krankheitsgeschichte von einem selber, der Familie und den Eltern, von Berufstätigkeit bis Beziehungsstatus. Das Ganze dauert mind. 10 Minuten zum ausfüllen und man fragt sich jedes Mal, was das alles soll, nachdem man ja weiss, dass gleich nochmal alles von der Arzthelferin gefragt wird. Die bringt einen ins Behandlungszimmer und nimmt immer!, egal was man hat oder warum man da ist: Puls, Blutdruck und Fiebermessung. Dann die gleichen Fragen wieder nach der Krankheitsgeschichte und dem aktuellen Grund des Besuches. Wenn man Pech hat, wird man auch noch gewogen, ich mache immer die Augen zu...
Dann gibt es das wundeschoene Nachthemdchen, das Mann und Frau bei Untersuchungen anziehen müssen. Das Ding hat mir schon den letzten Nerv geraubt und nicht nur einmal sass ich da und hatte es verkehrt herum an. Peinlich... Aber man trägt es mit Humor.

Sollten einem Medikamente verschrieben werden, sollte man vorher wissen, welche Apotheke man nutzt. Dorthin wird dann das Rezept geschickt.

Der Apotheke sollte man mindestens eine Stunde Zeit lassen, denn die Medikamente wird speziell abgefüllt. Diese kleinen orangenen Becherchen werden mit einem Sticker versehen, der den Namen des Patienten, Art von Medikament und meist auch die Dosierunganleitung aufweist. Zusätzliche gibt es noch einen riesigen Beizettel und man muss unterschreiben, dass man das alles verstanden hat... 

Na dann: Gesundheit!