Monday, September 15, 2014

Der erste Schultag

Wer mit Kindern in die USA zieht, muss durch dass wirre Anmeldechaos bei den Schulen durch. Geburtsurkunde, mehrere Dokumente als "Proof of residence" (Wohnsitz im Schuldistrikt) wie z. B. Mietvertrag, Kontoauszug, Gas-/Wasser-/ oder Stromrechnung sowie der Reisepass der Eltern und des Kindes sind ein Muss an jeder Schule. Meistens gibt es bestimmte Tage, an denen man sich anmelden kann und auch die Schule besuchen darf. Auf alle Fälle zur Schule gehen und fragen, wann man sich anmelden darf und welche Unterlagen benötigt werden.

Wir sind im Juli ausgewandert, am Tag nach Labor Day, das ist immer der erste Montag im September, ging die Schule los. Wir haben uns mit dem Hauskauf sehr beeilt, damit wir unseren Grossen an der Schule anmelden konnten. Dank Recherchen wussten wir, dass es wichtig ist, in einem guten Schuldistrikt zu wohnen. Das hilft einem auch bei der Auswahl an Wohnorten. Man möchte auf keinen Fall in einem schlechten Distrikt wohnen und sein Kind auf diese Schulen schicken. Da bleibt nur Privatschule und die kostet eine ganze Menge. 
Zum Glück haben wir recht schnell unser zukünftiges Zuhause gefunden und konnten mit dem sogenannten Kaufabkommen (nachdem Käufer und Verkäufer sich auf einen Preis und die Konditionen geeinigt haben, wird solch ein Vertrag unterschrieben. Der Verkauf selber findet ca. 6 Wochen danach statt) und unseren wohlsortierten Unterlagen Sohnemann anmelden.

Ganz deutsche Mama mit etwas verängstigtem Kind, habe ich ihm natürlich versprochen, dass ich ihn zur Schule fahre und ins Klassenzimmer bringe. 

Komisch, als wir ankamen, waren alle Gänge leer, Stimmengewirr aus der Kantine waren zu hören, Klassenzimmer waren auch leer. Naja, warten wir halt vor dem Klassenzimmer, bis der erste auftaucht...
Tja, so ist das mit den anderen Ländern, anderen Sitten. Manchmal muss man es auf die harte Tour lernen. Die Lehrerin sah uns und teilte uns mit, dass niemand!!! vor dem Klingeln in den Gängen sein darf, geschweige denn am Klassenzimmer. In der Lobby gibt es Wartemöglichkeit, wer mit dem Bus fährt, landet in der Kantine oder im Gym, je nach Schule und sitzt in Reih und Glied bis die Glocke ertönt.
Mit eingesenktem Kopf sind wir dann also in den offiziellen Wartebereich getrottet. Da war ich dann auch nach Schulschluss, man lernt ja schnell.
Nach ein paar Tagen wollte mein Sohn lieber den coolen gelben Schulbus, der nur ein paar Meter von unserem Haus hält und in dem auch seine neuen Freunde mitfahren, dem Mama - Taxi vorziehen. Verständlich...

Das gute am amerikanischen Schulsystem ist, dass die Kinder, auch wenn sie der Sprache noch nicht so mächtig sind, in ihrer Klassenstufe landen. Speziell ausgebildete ESL (English as a second language) Lehrer kümmern sich täglich um die Kids, bis sie Klassenlevel erreicht haben. 
Das Gleiche passiert mit Kindern, die Probleme haben, allgemein oder in bestimmten Fächern mitzuhalten. Das ist wirklich eine tolle Sache.

Die Eltern spielen eine grosse Rolle in der Schule. Bis mindestens Ende der Middle School, High School eher weniger. Ja, denn man leistet Volontär Arbeit indem man z. B. dem Lehrer bei Projekten hilft, bei Klassenausflüge als Aufsichtsperson dabei ist, bei Schulfesten tatkräftig mit anpackt, backt, kocht oder mit den Kindern lesen und rechnen übt. 

Möchte man sein Kind besuchen, muss man sich im Sekretariat, dem "Office", einschreiben und bei Verlassen auch wieder ausschreiben. Das kann sogar ganz Hightech sein mit Bild und gedrucktem Namensschild inkl. Zielort der besuchenden Person. Das alles wird zur Sicherheit der Kinder sehr ernst genommen. 

Der ganze Schulbetrieb ist sehr organisiert - wie so vieles in den USA -, es gibt viele Regeln und es geht ganz schnell, dass man beim Direktor landet und die Eltern einen Anruf von ihm bekommen, weil man gerannt ist oder den Schulkameraden einen Idiot genannt hat... Das alles ist streng verboten, das sogenannte "Bullying" - tyrannisieren oder schikanieren von Mitschülern, wird sehr hart bestraft. 
Jede Klassenstufe hat ihr eigenes Mittagessen und Spielzeit draussen. Nicht wie in Deutschland, wo es eine allgemeine grosse Pause gibt und alle Schüler sich rumtummeln. 
Es gibt das "Homeroom", welches als Klassenzimmer dient. Wenn Klassenzimmer gewechselt werden, laufen die Kinder in Zweierreihen mit der Lehrerin als Zugpferd von Punkt A nach B, das Gleiche während des Mittagessens und nach Schulschluss. Das gilt besonders für die Grundschule, auf Middle und High School komme ich in einem anderen Artikel zu sprechen.

Der Schultag ist lang, Mittag wird in der Schule gegessen und nach Schulschluss stehen auch noch Hausaufgaben an. Das kombiniert mit Sport, wie Fussballclub etc. kann schnell in Stress ausarten. Es bedarf einer gewissen Anlaufzeit, bis man sich an das hektische Schulleben gewöhnt hat. 

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